Wer bereits drei Jahre lang Französisch lernt, hat in der 10. Klasse die Möglichkeit, an einem individuellen Austausch über das Brigitte Sauzay-Programm teilzunehmen. Für jeweils drei Monate findet dann der Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern aus Mecklenburg-Vorpommern und der französischen Partnerregion Nouvelle-Aquitaine statt. Diese Gelegenheit zur Vertiefung der Sprachkenntnisse und zum Kennenlernen der französichen Kultur hat Sophie Mathern aus der 10/3 genutzt. Für drei Monate war sie im Herbst 2022 bei ihrer Gastfamilie in Poitiers. In ihrem Bericht beschreibt sie ihre Erfahrungen.
Die Redewendung, dass die Zeit schneller vergeht, wenn man sich amüsiert, kann ich nach meiner Zeit in Frankreich, nur bestätigen. Denn die 3 Monate des Schüleraustauschs sind viel schneller vergangen, als vorher erwartet. Und von genau diesem möchte ich nun berichten.
Ich habe von dem Brigitte-Sauzay-Programm über meine Schule erfahren, in der mein Französischlehrer uns dieses Programm präsentiert und gefragt hat, wer Interesse hätte, daran teilzunehmen. Ich war eigentlich sofort daran interessiert, da ich schon immer einmal nach Frankreich wollte und auch die französische Sprache sehr schön finde. Ich fand es interessant und auch aufregend für 3 Monate in einem anderen Land zu leben und neue Menschen bzw. deren Kultur kennenzulernen.
Die Zeit, in der meine Austauschpartnerin bei mir war, war unglaublich. Wir haben uns sehr gut verstanden und sie ist wie eine Schwester für mich geworden. Bei meiner Ankunft in Frankreich habe ich mich sehr gefreut, meine Austauschpartnerin endlich wieder zu sehen und nun auch meine Gastfamilie richtig kennenzulernen. Da sie direkt in Poitiers wohnen, mussten wir glücklicherweise nur ca. 10 Minuten bis zu ihnen fahren. Das war nach der wirklich langen Busfahrt sehr praktisch. Meine Gastfamilie hat mich herzlich bei sich aufgenommen, so dass ich mich sehr schnell wie zu Hause gefühlt habe. Meine Gasteltern waren sehr freundlich zu mir und haben mich in dieser Zeit wie ihr eigenes Kind behandelt. Auch mit den Geschwistern meiner Austauschpartnerin habe ich mich sehr gut verstanden. Sie hat 2 Brüder und 2 Schwestern, davon 2 im Kleinkindalter.
Anfangs war es noch schwer, mit der Sprache, einer anderen Umgebung und einem anderen Alltag umzugehen. Doch ich habe mich dort recht schnell eingelebt und daran gewöhnt. Der erste richtige Tag in Frankreich war direkt ein Schultag. Die Schule, die ich dort besucht habe, war streng katholisch und im Vergleich zu der Schule, auf die ich hier gehe, sehr klein. Die Lehrer haben mich an meinem ersten Schultag weder begrüßt, noch wahrgenommen oder sich vorgestellt. Das fand ich schade. Ich habe mich einfach mit in die Klasse gesetzt und versucht, dem Unterricht zu folgen, was anfangs nicht wirklich funktionierte. Der Unterricht war vor allem frontal: Die Lehrer reden und die Schüler schreiben mit. Aus diesem Grund habe ich in den meisten Fächern dann doch zu einem Buch gegriffen oder die Aufgaben erledigt, die ich von meinen Lehrern hier aufbekommen habe. Doch als ich mit der Zeit dann sprachlich mehr verstanden habe, konnte ich in einigen Fächern wie zum Beispiel Mathe, Geschichte, Geographie oder Physik-Chemie mitschreiben und mich teilweise sogar am Unterricht beteiligen. Ich habe sogar versucht, für Tests zu lernen, um teilnehmen zu können. In manchen habe ich tatsächlich auch ganz gut abgeschnitten, worauf ich sehr stolz war.
Der Schulalltag wurde also von Woche zu Woche angenehmer. Wir hatten zwar deutlich später Schluss als ich es von Zuhause gewohnt war, dafür konnten wir aber auch etwas später aufstehen und hatten längere Pausen (1-2 Stunden Mittagspause). Nichtsdestotrotz saßen wir fast den ganzen Tag in der Schule. An zwei Tagen der Woche fing der Unterricht erst um 9 Uhr an. Das war gut, weil man so länger schlafen konnte, Schluss hatten wir allerdings erst um 18 Uhr. Der kürzeste Tag (dadurch auch mein Lieblingstag) war für mich der Mittwoch, an dem ich schon um 11:50 Uhr Schluss hatte und nach Hause gehen konnte. Die französischen Schüler hatten an diesem Tag einen Test der 2 - 4 Stunden ging und den ich nicht mitschreiben musste. Der regulär kürzeste Tag ging bis 14:50 Uhr, was bei mir Zuhause der längste Tag wäre…
Mit den Freunden meiner Austauschpartnerin habe ich mich sehr gut verstanden und in unserer Freizeit haben wir oft etwas unternommen. Wir sind zum Beispiel ins Kino, auf Partys, Schlittschuhlaufen oder einfach in Cafés gegangen. In den Herbstferien und an zwei Wochenenden sind wir in das Ferienhaus der Familie gefahren, welches sich auf dem Land befindet. Dort haben wir dann Fahrradtouren gemacht, sind spazieren gegangen oder mit dem Kanu gefahren. Abends saßen wir zusammen am Kamin, haben Spiele gespielt oder mit der Schwester Filme geguckt. Generell haben wir oft Ausflüge gemacht. Zum Beispiel in andere kleine Orte, zu Sehenswürdigkeiten, Zoos oder Freizeitparks wie das „Futuroscope“. An einem verlängerten Wochenende sind wir sogar nach Paris gefahren. Es war mein erstes Mal in Paris, und es war großartig. Wir haben bei Freunden der Familie übernachtet, die in einem Randbezirk von Paris wohnen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs, um so viel wie möglich von der Stadt zu sehen. Morgens sind wir früh aufgestanden, um dann mit der Metro ins Stadtinnere zu fahren. Dort haben wir uns viele Sehenswürdigkeiten angesehen, sind oft spazieren gegangen, waren in Museen, Cafés oder kleinen Geschäften. Der Ausflug nach Paris war eines meiner liebsten Wochenenden. Doch es gab auch ruhige Wochenenden, an denen wir nur zuhause geblieben sind und Hausaufgaben gemacht haben oder zum Training in die Schwimmhalle gefahren sind. Das war auch mal gut, um sich von der langen Woche erholen zu können.
Als sich die Zeit in Frankreich dem Ende zugeneigt hat, haben wir versucht, noch so viel wie möglich gemeinsam zu unternehmen. Es war erstaunlich, wie schnell 3 Monate vergehen können. Doch das haben wir auch schon festgestellt, als meine Austauschpartnerin bei mir war. Am letzten Abend haben wir uns mit Freunden getroffen, haben gemeinsam gekocht, das Halbfinale der Weltmeisterschaft geguckt und Spaß gehabt. Es war ein schöner letzter Tag. Der Abschied an sich viel nicht so schwer wie erwartet, da wir bereits ein Treffen in nicht allzu weiter Ferne vereinbart haben, auf das wir uns freuen können.
Diese Zeit in Frankreich hat auf jeden Fall etwas mit mir gemacht. Und ich bin sehr dankbar, diese Möglichkeit erhalten und genutzt zu haben. Denn nicht nur meine Sprache hat sich entwickelt. Ich habe auch das Gefühl, dass ich durch diesen Austausch, einige persönliche Fortschritte gemacht habe. Denn man wächst daran, 3 Monate, getrennt von seiner Familie und gewohnten Umgebung in einem anderen Land zu leben. Aber am meisten hat es sich wohl auf meine Sprache ausgewirkt. Am Anfang hatte ich noch Schwierigkeiten, selbst zu sprechen oder nur zu verstehen, was jemand sagt. Ich habe teilweise bei jedem zweiten Wort nach der Bedeutung gefragt. Doch ich denke, genau dadurch ist es besser geworden: die Fehler, die man macht, korrigieren zu lassen und nachzuvollziehen, Wörter, die man nicht versteht, übersetzen oder erklären zu lassen, denn nur dadurch lernt man es. Natürlich hat auch dazu beigetragen, den ganzen Tag dieser Sprache ausgesetzt zu sein. Das war teilweise wirklich anstrengend, den ganzen Tag aktiv zuhören zu müssen, um etwas zu verstehen. Doch es zahlt sich aus…
Sophie Mathern